Boomendes Online-Shopping weckt neue Händler

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Veröffentlicht am 18 Juli in Nzz amsonntag

Immer mehr Konsumenten kaufen über das Internet ein. Und stets tauchen neue Sterne am E-Commerce-Himmel auf: Jetzt wollen Shopping-Klubs am Geschäft im Netz teilhaben.

Der virtuelle Schaufenster-Bummel setzt sieh durch. Dies zeigt zumindest eine neue Umfrage des Marktforschungsinstituts Nielsen. Demnach geben bereits 36% der befragten Schweizer an, mehr aIs 5% Ihrer Ausgaben beim Online-Shopping zu tätigen. Zu den beliebtesten Produkten zählen dabei Bücher, Flugtickets, Kleider/Schuhe sowie Reisen/Hotelreservierungen. Laut der repräsentativen Untersuchung bei 500 Konsumenten kaufen die Online-Shopper am Häufigsten bei Anbietern ein, die parallel einen Laden betreiben. Zunehmend beliebter werden aber auch jene Händler, die ausschliesslich auf das Internet setzen.
 
eboutic.ch als Pionier
In der Schweiz setzt die vor zwei Jahren gegründete Firma eboutic.ch (www.eboutic.ch) aus Lausanne auf diesen Vertriebskanal und die Schnäppchen jagenden Internet-Nutzer. Bereits 600 000 Kunden haben sich eingeschrieben. „Weitere 200 000 sollen bis Ende Jahr dazukommen“, hofft Mitgründer und CEO Arthur Dauchez. Angeboten werden in erster Linie bekannte Marken, von Nike über Alessi, Diesel bis zu Calvin Klein. Die Ware stammt meist aus „last-season“-Sortimenten, Sonder-Kollektionen oder Lagerüberhangen. Noch ist der jährliche Umsatz von eboutic.ch mit 7 Mio. Fr. bescheiden. Der angebliche Marktleader hat nach eigenen Angaben in diesem Sektor Ende 2009 bereits die Gewinnschwelle erreicht. Und das Wachstum zeigt steil nach oben, wie das Beispiel Deutschland zeigt. So hat www. brands4friends.com die Nummer 1 bei den virtuellen Outlet-Stores, die Verkäufe innert eines Jahres von 25 Mio. auf 80 Mio. € hochgeschraubt. Einige Schweizer Kunden würden sich die Pakete nach Deutschland oder Österreich senden lassen, erklärt Sprecherin Claudia Gellrich. Ein direkter Versand sei wegen utopisch hohen Versand- und Zollkosten derzeit nicht geplant. Über eine mögliche Expansion in die Schweiz will die Firma keine Auskunft geben.
Die virtuellen Händler werden wohl bald die stationären Outlet-Shops bedrängen. In der Schweiz ist dieser Markt nicht sehr transparent. Nur das 30 000 m2 grosse Foxtown in Mendrisio gibt den Umsatz bekannt, der im letzten Jahr um 11% auf 300 Mio. Fr. stieg. Ende 2009 wurde mit dem AIpenrhein Village in Landquart (Verkaufsfläche von 21000 m2) eine weitere grosse Verkaufsstelle eröffnet.
Das Internet ist in der Schweiz für viele Händler ein ergänzender Absatzkanal zu den stationären Läden. Dies zeigt sich am ausgeprägtesten bei den Lebensmitteln. Zwar wachsen Migros und Coop im Netz seit Jahren zweistellig, aber der Anteil am gesamten Umsatz ist immer noch bescheiden. Die Migros-Tochter LeShop erzielte 2009 einen Umsatz von 132 Mio. Fr., Coop@home 67 Mio. Fr. lm ersten Halbjahr 2010 legte die Migros im Netz um 15% zu, Coop um 14%.
 
Schweiz mit viel Aufholbedarf
Grösster Internet-Händler in der Schweiz überhaupt ist Ricardo mit 700 Mio. Fr., wobei ein grosser Teil auf Auktionen und Tauschbörsen entfällt. Ihr Chef, Heiner Kroke, ist laut Aussagen im Nachschlagewerk „Detail- handel Schweiz 2010" überzeugt, dass die Schweiz grossen Aufholbedarf im Online-Geschäft habe. So werden erst 6% des Detailhandelsumsatzes im Internet erzielt. ln den EU-Ländern sind es bereits 12%.

Von Peter Keller

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